Was ist los auf dem Ziegenhof?

Wir fragten Ziegenbäuerin Claudia Smolka, die zusammen mit Manuel Schwenzfeier die Seelbacher Ziegenkäserei in der Nähe von Marburg betreibt.

Was tut sich im Moment auf Eurem Hof?

Claudia Smolka: Es ist total anstrengend, aber es ist auch eine sehr schöne Zeit. Im Februar sind innerhalb von kurzer Zeit sehr viele Lämmer auf die Welt gekommen. Innerhalb von nur einer Woche hatten wir etwa 80 Neugeborene. Aber Geburtshilfe mussten wir selten leisten. Denn die meisten Ziegen bekamen das selber gut hin.

Was passiert mit den Kleinen?

Gerade am Anfang, in der sogenannten Prägephase, ist es wichtig, das die Mutter mit ihren Lämmern engen Kontakt und Ruhe hat. Deswegen werden sie für die ersten Tage in eine Stiezbucht verbracht, wo sie allein sind. So können sie sich aneinander gewöhnen, lernen sich an Geruch und Stimme erkennen, und die Lämmer können die lebensnotwendige erste Milch, das Kolostrum, aufnehmen. Bei Zwillingen und Drillingen ist es wichtig, dass kein Tierchen zu kurz kommt. Nach ein paar Tagen dürfen Mutter und Kind(er) wieder in die große Herde.

Vor ein paar Tagen war die ganze Herde zum ersten Mal draußen auf der Weide. Das war eine große Aufregung, vor allem weil die Kleinen den Stromzaun erst noch kennenlernen mussten… Aber letztendlich haben alle die Sonne und die Bewegung an der frischen Luft genossen.

Was heißt die große Ziegenkinderschar für Euch?

Jeden Tag bei allen Ziegen die Euter kontrollieren, ob sie auch leergetrunken sind. Zudem alle Lämmer anschauen und prüfen, ob sie genug im Magen haben und vital sind. Unsere Milchziegenherde ist 6 Wochen vor der Geburt mit einer Mutterschutzimpfung behandelt worden.

Wichtige Antikörper gegen Magen-Darm-Erkrankungen haben die Lämmer also schon mit dem Kolostrum aufgenommen und sind dagegen geschützt. Sollte doch ein Lamm krank werden, behandeln wir es mit natürlichen Wirkstoffen wie Pflanzenkohle, gerbstoffhaltigen Kräutern und ätherischen Ölen von Fenchel, Kümmel und Anis.

Wie lange leben die Zicklein von der Muttermilch?

Etwa 6 bis 12 Wochen, je nach Gewicht und Entwicklungszustand des Lamms, dürfen die Jungtiere die gute Ziegenmilch trinken. Danach sind wir dran und stellen unseren beliebten Ziegenkäse daraus her.

Wann fangen sie an, Heu zu fressen?

Es ist sehr wichtig, dass die Kleinen möglichst schnell anfangen, feste Nahrung aufzunehmen. Dafür muss sich der Wiederkäuermagen, der Pansen, erst noch entwickeln. Wir haben den Lämmern einen Lämmerschlupf aufgebaut. Da haben sie einen eigenen Bereich, in den die Mütter nicht hineingelangen. Dort finden sie bestes Heu, Kraftfutter und frisches Wasser. Bereits mit im Alter von 2 bis 3 Tagen fangen sie an, an am Heu herumzuknabbern. Das ist sehr wichtig für die Pansenentwicklung. Da wir ja auch melken wollen, werden die Lämmer relativ früh von der Milch abgesetzt und dafür müssen sie optimal vorbereitet sein.

Gibt es im Moment gar keinen Ziegenkäse?

Nein, erst Mitte April geht es wieder mit dem Käseverkauf los. So lange müssen wir noch geduldig warten. Aber für uns gehört eben das Lamm zu seiner Mutter, und wir machen eine natürliche Winterpause. Solange gibt es Wurst und Fleisch von unseren Tieren sowie Seifen mit unserer Ziegenmilch und Felle. Auch noch Kartoffeln und Zwiebeln aus eigenem Anbau. Seit neuestem handeln wir auch noch mit Käse, auch mit Kuhkäse. Wir legen großen Wert darauf, dass alles handwerklich hergestellt ist und nicht aus der Industrie kommt. Nur so kann die Vielfalt an Geschmack bewahrt werden.

Kontakt: Seelbacher Ziegenkäserei, 35102 Lohra. Tel.: 06462/9167949