Frankfurt a.M. Die Vereinten Nationen haben den 10. Februar einer Gruppe von Nutzpflanzen gewidmet, die für die weltweite Ernährung ungeheuer wichtig sind: Der 10. Februar wurde zum Welttag der Hülsenfrüchte erklärt. Das sind Linsen, Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Lupinen, Sojabohnen und Erdnüsse, aber auch Klee und Luzerne. Weil diese Kraftpakete viel pflanzliches Eiweiß enthalten, sind sie in der fleischarmen, vegetarischen und veganen Ernährung nicht wegzudenken. Aber Hülsenfrüchte sind auch für die Bodenfruchtbarkeit und den Klimaschutz von großer Bedeutung.
Deshalb setzt sich die „Hessische Allianz für die Ernährungs- und Agrarwende“ dafür ein, den Anbau von Hülsenfrüchten, ihre Verarbeitung und Vermarktung in Hessen auszuweiten. Zu der Allianz gehören hessische Naturschutz- und Ökolandbauverbände sowie Ernährungsräte und der Verein BIONALES.
„Hülsenfrüchte sind aus unserer Sicht pflanzliche Superhelden“, sagt Tim Treis, Sprecher der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen e. V. Denn die Hülsenfrüchte, auch Leguminosen genannt, binden Stickstoff aus der Luft und reichern ihn im Boden an. Chemischer Stickstoff-Dünger wird überflüssig. Zugleich wird durch Hülsenfrüchte Humus gebildet, der Boden trocknet nicht so schnell aus. Tim Treis: „Den Tag der Hülsenfrüchte gilt es daher zu feiern, aber auch zu nutzen: Denn in Hessen sollten mehr Hülsenfrüchte wachsen.“
Linsen wachsen vor allem im Vogelsbergkreis
Zwar wurden schon immer Hülsenfrüchte in Hessen angebaut. Dies war aber nicht mehr sehr lukrativ, seitdem es für die Herstellung von Lebensmitteln und Tierfutter günstige Soja-Importe gibt. Vor allem Biobauern und Biobäuerinnen säen – allerdings in geringem Umfang – Hülsenfrüchte aus, in Hessen derzeit auf insgesamt etwa 11.000 Hektar, wobei Futtererbse und Ackerbohne davon über 95 Prozent ausmachen. Linsen wachsen auf rund 23 Hektar vor allem im Vogelsbergkreis.
„Weil Hülsenfrüchte so wenig ausgesät und geerntet werden, sind Züchtung und Weiterentwicklung vernachlässigt worden“, beklagt Susanne von Münchhausen, Sprecherin des Frankfurter Ernährungsrats. „Das muss sich ändern, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele erreichen und also die Agrar- und Ernährungswende umsetzen wollen.“ Das House of Food Frankfurt, ein Arbeitskreis des Ernährungsrats Frankfurt, hat ein Konzept erstellt, um in der Region angebaute Leguminosen auch hier zu verarbeiten und zu vermarkten.
Klimaschutz durch Hülsenfrüchte
Hülsenfrüchte sind Klimapakete: Sie helfen, Energie zu sparen und CO2-Emissionen zu vermeiden. Um ein Kilogramm chemisch-synthetischen Stickstoff-Dünger herzustellen, ist die Energiemenge von einem Liter Heizöl nötig. Ein Hektar Kleegras wiederum kann soviel Stickstoff produzieren, wie künstlich mit der Energie von 150 Litern Heizöl hergestellt werden könnte. Kleegras in der
Fruchtfolge, Humusaufbau und fruchtbare Böden gehören zum System des Ökolandbaus. Auch die Politik hat die Bedeutung der Hülsenfrüchte erkannt. Die Bundesregierung hat eine Eiweißpflanzenstrategie beschlossen, die den Anbau von Leguminosen fördert. Auch das hessische Landwirtschaftsministerium verfolgt eine Eiweißstrategie.