Die Landfrauen sind mit 35.000 Mitgliedern die größte Frauenvereinigung in Hessen. Die landläufig mehr für Kuchenrezepte und Gartentipps bekannten Landfrauen gewinnen immer mehr junge Mitglieder, die mit Klischees aufräumen, ihre Rechte stärken und das Leben auf dem Land attraktiver machen wollen. Seit Anfang 2024 verzeichneten die hessischen Landfrauen einen Zuwachs von rund 500 Mitgliedern unter 46 Jahren: denn – ok – “jung” bedeutet bei den Landfrauen: bis 45.
Folgerichtig war das Motto des 12. Hessischer Bäuerinnentags:“ Dornröschen war gestern!“
Unter dem Titel „Frauen.Leben.Landwirtschaft“ luden der Landfrauenverband (LFV) Hessen e.V. und der Landesverband für landwirtschaftliche Fortbildung e.V. (vlf Hessen) am 29. März 2025 zum 12.Hessischen Bäuerinnentag nach Grünberg ein.
Imke Edebohls vom Thünen Institut stellte die 2022 entstandene Studie des Thünen Instituts zur Situation der Frauen auf den Höfen vor.
Die Studie zeigt unter anderem, dass Frauen maßgeblich zum Haushaltseinkommen in den landwirtschaftlichen Familien beitragen. So arbeiten 83% im landwirtschaftlichen Betrieb, 52% leisten zahlreiche Aktivitäten in Nebenbetrieben und 39% gehen einer außerbetrieblichen Erwerbstätigkeiten
nach. Zudem sind die Frauen hauptsächlich für (unbezahlte) Haus-, Büro und Carearbeit zuständig. Trotz dieses enormen Pensums sind nur 11% der Frauen Betriebsleiterinnen.
Demnach gebe es deutliche Unterschiede zwischen der gefühlten und rechtlichen Position auf dem Betrieb.
In einem sich anschließenden World Café gingen die Teilnehmenden den Studienergebnissen und ihren eigenen Erfahrungen auf den Grund und tauschten sich dazu rege aus.
Unter dem Titel „Dornröschen war gestern!“ nahm Anne Dirksen, Fachbereichsleiterin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, gemeinsam mit den Teilnehmenden die Themen Finanzen und Vorsorge von Frauen in der Landwirtschaft in den Blick und sie zeigte, worauf es wirklich rechtlich ankommt Sie schickte die Frauen mit vielen Hausaufgaben dazu zurück auf die Höfe.
„Frauen leisten unverzichtbare Beiträge – für landwirtschaftliche Betriebe, ländliche Räume und die Gesellschaft“, betonte Ursula Pöhlig, Präsidentin des LFV Hessen. Um ihre zentrale Rolle nachhaltig zu stärken, brauche es gleiche Chancen, Unterstützung und die Möglichkeit auf Augenhöhe zu agieren. „Eine Agrarpolitik, die Frauen gezielt stärkt, ist nicht nur ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung, sondern trägt auch zur Stärkung der Wirtschaft und der ländlichen Strukturen bei“, so die LFV Hessen-Präsidentin weiter.
Zudem sei die gleichberechtigte Besetzung von Entscheidungsgremien in der Agrarpolitik entscheidend, um Frauen eine gleichwertige Mitbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten zu ermöglichen, stellte die Landesvorsitzende heraus.
„Der LFV Hessen fordert konkrete Maßnahmen zur Stärkung von Frauen in der Landwirtschaft durch die zukünftige Agrarpolitik: Gleichberechtigter Zugang zu Land, Ressourcen und Finanzmitteln, die Sichtbarkeit von Frauen in der Agrarstatistik erhöhen, Altersarmut von Frauen in der Landwirtschaft beseitigen, geschlechtergerechte Förderprogramme in der GAP zu verankern, und Bildungs- und Weiterbildungsangebote für Frauen in der Landwirtschaft gezielt auszubauen“, erläuterte Pöhlig.
Die Landfrauen suchen dazu Anschluss an das von BIONALES e.V. mit getragene „Bündnis Ernährungs- und Agrarwende Hessen“(BEA) und die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“(AbL), mit der Bionales kooperiert.
Grund genug, uns 2023 und 2025 auf den zweijährlichen hessischen Bäuerinnentag einzuladen. – wir freuen uns sehr über diese Kooperation!
Näheres zur Tagung und zu den hessischen Landfrauen: www.landfrauen-bildung.de/aktuelles/