Es muss nicht immer Bratwurst im Stadion sein. Ein Abend des Ernährungsrats Frankfurt/Main und der Agentur „Lust auf besser Leben“ zum Thema Fußball und Ernährung hat Zeichen gesetzt.
Es ist Zeit für ein „Upgrade für die Bratwurst“, betonten Expert:innen bei der Veranstaltung während der Fußball-EM EURO 2024 im Rahmen des Bildungscamp FAIRkickt (www.fairkickt.de). Gute Sporternährung und Verpflegung im Stadion zu etablieren und bekannt zu machen, kann ein Hebel sein auf dem Weg zu einem gesünderen und resilienten Ernährungssystem in den Regionen.
Kulturwissenschaftlerin Dr. Jaya Bowry sprach über Bratwurst und Bier als „kollektive Symbole“ der Stadionverpflegung: Diese verzehren viele Besucher:innen, obwohl sie sich Würste mit besserer Qualität wünschen und vor allem regionale Angebote der angebotenen Wurst vorziehen würden.
Die selbsternannten „wahren Fans“ versorgen sich in den Außenbereichen: bei den Food Trucks mit ihrem vielfältigen Angebot, statt beim Stadioncaterer, der für sie für die voranschreitende Kommerzialisierung im Fußball steht.
Thomas Wolff vom Biolandbetrieb Pappelhof mit großem Lieferservice und Marktständen („Querbeet“) beteiligt sich seit 20 Jahren am Frankfurt Marathon mit Belieferung und mit der Aktion „Biorunner“. Anfangs belächelt, sind die „Ökos“ jetzt fester Bestandteil bei Läufen und konnten dazu beitragen, dass solche Großevents nachhaltiger werden (u.a. mit einer 45 Biertische langen Öko-Bananentheke beim JP Morgen Lauf).
Trend geht zu Qualität
Volker Rust von der Metzgerei Eidmann erzählte, wie sich eine große hessische Familienmetzgerei in den letzten Jahren zum sehr vielseitigen regionalen Verarbeiter entwickelt hat, der Fleisch direkt von regionalen Landwirt:innen bezieht und heute konventionelle, ökologische und vegane (aus europäischem Soja) Wurst in breiter Palette anbietet. Trend: Qualität! Die immer mehr von jungen Konsument:innen erwartet und auch bezahlt wird.
Gian Pöschko von „Apfelkern und Kolibri“ betreibt drei vegane Restaurants und 6 Food Trucks im Rhein-Main Gebiet. Auch er hat festgestellt, dass besonders junge Menschen sein Angebot von pikantem Fastfood nutzen und Alternativen zu herkömmlichen Schnellimbiss schätzen.
Für ihn ist sein veganes Angebot ein klares Statement gegen schlechte Tierhaltung und für fairen Welthandel. Seine Prognose: durch das Konsumverhalten junger Menschen wird sich das Angebot bei Veranstaltungen in den nächsten Jahren zu mehr regionaler pflanzlicher Qualität hin wandeln. Die Nachfrage steigt bereits jetzt stetig.
Die Zeit ist reif für Leuchttürme
Uwe Schröder, Ökotrophologe beim Deutschen Institut für Sporternährung und bundesweit geschätzter Beratungsexperte bei Unternehmen der Sport- und Ernährungsindustrie und im Freizeit– und Leistungssport, konstatierte: Außer im Spitzenbereich gibt es im Sport kaum Ernährungsberatung und adäquate Lebensmittelversorgung. Vom lokalen Fußballverein bis zum deutschen Olympiateam fehlen Beratung und Versorgung mit gesunden ursprünglichen Lebensmitteln, die Vitalität und Leistung fördern.
Die Zeit ist reif für ein Bekenntnis zu wirklich guter und bioregionaler Ernährung; Verbände und VIP-Sportler:innen sollten sich dafür einsetzen. Das war die übereinstimmende Erkenntnis des Abends. Stadionbesucher:innen honorieren ein regionales (Lokalpatriotismus!) qualitätvolles Food-Angebot.
Für die Sport– und die allgemeine Gesundheit ist es unabdingbar, mit politischem Willen die Umsetzung von gesunden und nachhaltigen Konzepten und viel Wissens- und Praxisvermittlung über Lebensmittel von klein auf zu forcieren.
Eine Praxis, die beim „FAIRkickt“ Bildungscamp bestens funktioniert. Hier gibt es zweimal täglich Kochworkshops für Jugendliche, die begeistert genutzt werden!
Und: Die Bundesligavereine haben sich 2022 Nachhaltigkeitsziele gesetzt – Zeit, sie bei der Lebensmittelversorgung umzusetzen und damit nicht nur die Stadionbesucher:innen gesünder zu versorgen, sondern auch das eigene lokale und nachhaltige Profil als Leuchtturm auszubauen!